Geschichte

Die Ortschaft Geestenseth hat offensichtlich ihren Namen von der "Geeste", einem Nebenfluss der Weser. Hinzugefügt wurde die Endung "seth",was "Sitz", "Bewohner" bedeutet.

Der Ort ist urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt worden. Um 1120 stiftete nämlich Erzbischof Friedrich dem Bremer Domkapitel den "Zehnten" in "Gestensethe". Daher sind auf dem Wappen der Ortschaft Geestenseth zwei Bremer Schlüssel abgebildet. Die sechs goldenen fächerförmig aufgestellten Kornähren sollen an die Zeit um 1500 erinnern. Damals bestand das Dorf aus sechs Höfen.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gibt es Statistiken über den Bestand an Wohngebäuden. 1753 bzw. 1762 gab es in Geestenseth 22 Feuerstellen, die wohl mit Hofstellen (Bauernhöfen) gleichzusetzen sind. In den darauffolgenden 150 Jahren stieg die Zahl geringfügig, 1895 waren es 30 Wohngebäude.

Durch den Bau der Eisenbahnlinie Bremerhaven - Stade um die vorige Jahrhundertwende (ab 1899) veränderte sich die Struktur des Dorfes. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde der Bahnhof nämlich nicht im eigentlichen Dorfkern von Geestenseth gebaut, sondern etwa 1,5 km östlich in der Nähe der heutigen Straßenkreuzung (L128/L143/K17). Das hatte zur Folge, dass der Ort vom damaligen Ortskern im "alten Dorf" in Richtung Bahnhof bzw. Kreuzung, in den letzten Jahrzehnten darüber hinaus in östliche Richtung bis zum heutigen Ortsteil "Am Hammoor" wuchs. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich fast in den 20 Jahren bis 1925 auf 429. Das einst nur bäuerlich strukturierte Dorf bekam einen zusätzlichen Schwerpunkt durch Handel, Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungsbetriebe, die zum Teil überörtliche Bedeutung erlangten.

Eine weitere wesentliche Veränderung setzte nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Fast jede Familie nahm Flüchtlinge und Evakuierte auf. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich sprunghaft auf fast 1000. Eine rege Bautätigkeit setzte ein. In zwei Baubschnitten wurde eine Mittelpunkt-Hauptschule (1965 - 1970) gebaut, in der nun alle Hauptschüler der Klassen 5 bis 9 aus Frelsdorf, Köhlen, Wehdel, Wollingst und Geestenseth unterrichtet wurden. Mit dieser Baumaßnahme unterstützte der Landkreis Wesermünde das Vorhaben der damals noch selbständigen Gemeinde Geestenseth, Sitz einer größeren Verwaltungseinheit zu werden, wie sie in der viel diskutierten Gebiets- und Verwaltungsreform (1974) gefordert wurde. Diese Bestrebungen blieben aber letzten Endes erfolglos.

 

Heute ist Geestenseth eine Ortschaft in der Einheitsgemeinde Schiffdorf im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven mit 985 Einwohnern (31.07.2008). Von besonderer Bedeutung ist die zentrale Lage nicht nur zwischen den Zentren Bremerhaven (20 km) und Bremervörde (23 km) sowie Bad Bederkesa (14 km) und Beverstedt (9 km), sondern auch im Nahverkehrsraum: Die Gemeinden Köhlen (Samtgemeinde Bederkesa) und Frelsdorf (Samtgemeinde Beverstedt), der Beverstedter Ortsteil Wollingst und die Schiffdorfer Ortschaft Wehdel liegen jeweils nur etwa 4 km entfernt.  Der Ort ist verkehrsmäßig gut zu erreichen: Er liegt im Schnittpunkt der Landesstraßen 128, 143 und der Kreisstraße 17 sowie an der 1899 eröffneten Bahnstrecke Bremerhaven-Buxtehude (Hamburg). Der öffentliche Personen-Nahverkehr ist durch Bahn, Bus und Sammeltaxi sehr gut organisiert.

Die Gemarkung Geestenseth liegt im küstennahen Bereich der nordwestdeutschen Geest auf einer Fläche, deren Höhenlage zwischen 1 m und 13,8 m üNN schwankt. Der Ort gliedert sich in zwei Siedlungskerne auf: den älteren, westlich gelegenen Teil des Dorfes ("das alte Dorf"), der überwiegend landwirtschaftlich geprägt ist, und den Ortskern "Am Bahnhof", der durch den Bau der Bahnlinie um die vorige Jahrhundertwende einen lebhaften Aufschwung nahm. In den letzten Jahren sind hier neue Wohngebiete erschlossen und besiedelt worden. Heute wohnt hier die Mehrzahl der Einwohner Geestenseths.

Der Ort zeichnet sich durch eine gute Infrastruktur aus: Kindergarten, Grundschule, Arzt, Zahnärzte, Tierarzt, Apotheke, Pflegedienst, Bestattungsinstitut, Banken, Autohaus, Maschinenbau, Gartenbau, Friseur, Bäckerei, Gewürzmühle, Landhandel, Raiffeisen-Markt, Wochenmarkt, Hofladen, landwirtschaftliches Lohnunternehmen, Fahrschule, ... 

Zahlreiche Vereine sorgen für ein reges kulturelles Leben: DRK-OV, Freiwillige Feuerwehr, Freunde und Förderer der Grundschule, Gemeinschaftschor, Gewerbe- und Verschönerungsverein, Jagdgenossenschaft, Landfrauenverein, Natur-und Umweltschutzverein, Reitverein, Schützenverein, Turnverein. Der restaurierte historische Bahnhof ist das Domizil der überregional agierenden Künstlergruppe "Das letzte Kleinod", die den Güterschuppen für Aufführungen nutzt oder von hier aus zu ihren Tourneen startet. Für die (hauptamtliche) Jugendarbeit im Ort steht eigens ein Jugendraum zur Verfügung.

Sportplatz, Kleinspielfeld, Turnhalle, Schießsportanlage, Reitplatz, 2 Reithallen und ausgewiesene Wanderwege ermöglichen umfangreiche sportliche Betätigungsmöglichkeiten.

 

                                                          

                                                                       Helmut Grotelüschen/Heinz-Jürgen Oesting

                                                                                                          01.09.2008